Was ist Tantra?
(Antworten & Inspirationen)

nils und sophie in sitzender yabyum tantra position

Eine Tantrikerin - Ein Tantriker

(eine poetische Einführung)

Eine Tantrikerin lebt ihr Leben in dem Glauben, dass jede Erfahrung und jede Wahrnehmung die Einladung zu einer Liebesbeziehung ist. Und egal ob diese Liebesbeziehung etwas sehr flüchtiges ist, wie der Geschmack einer Erdbeere oder ein Windhauch durchs Haar oder ein Sonnenstrahl auf der Haut oder auch eine längere Wahrnehmung, wie ein schöner Sommerabend, oder ein Spaziergang im Schnee oder eine sinnliche Begegnung mit einem Menschen oder ein tiefes Gespräch – eine Tantrikerin ehrt das Göttliche in jeder dieser Erfahrungen.

Und ein Tantriker geniesst es, in seinem Körper zu sein. Er ehrt den Körper als Tempel des Göttlichen und übt sich darin, den Körper immer feiner zu stimmen und immer präziser und genussfähiger wahrzunehmen. Und ein Tantriker kennt auch die Feuer der Energien in seinem Körper. Er weiß, wie er diese Feuer entfachen kann, wie er über seinen Atem und durch Einsatz der Stimme intensiver empfinden und den Körper vibrieren lassen kann vor Ekstase.

Eine Tantrikerin liebt ihre Gefühle. Sie unterscheidet nicht zwischen höheren und niederen Gefühlen, zwischen guten und schlechten Empfindungen. Sie umarmt sie alle gleichermassen und feiert die Lebensfreude, die in allen Gefühlen präsent ist. Und sie weiß, wie sie die Filter ihrer Wahrnehmung und die Urteile über ihre Umwelt entlarven und transformieren kann. Eine Tantrikerin kennt ihr tiefstes Selbst und sie weiß, wie sie jederzeit zu tiefem inneren Frieden und Harmonie zurückfinden kann.

Ein Tantriker weiß auch, wie er in Kontakt gehen kann mit den Menschen, die ihm begegnen in der Welt. Er kennt die Dynamiken von Beziehungen und das Spiel der unterschiedlichen Lebensrollen und erforscht diese wie ein neugieriges Kind, mit offenem Herz und wachem Geist. Er geniesst es, Menschen offen und neugierig zu begegnen und er sucht in allen Kontakten die tiefe Verbindung, die zwischen allen Menschen fliesst. Er öffnet sich selbst und zeigt sich offen und nackt und er sieht die Schönheit in der Einzigartigkeit jedes Menschen. Ein Tantriker hat auch keine Angst davor, seine Zuneigung oder Lust zu zeigen. Er tut dies in respektvoller Weise und er offenbart seine Gedanken, Gefühle und Wünsche ohne Erwartungen – ohne Anhaftung.

Eine Tantrikerin ist auch eine Meisterin der Begegnung ohne Worte. Sie kann ohne Worte, einzig über ihren Körper und ihre Präsenz, in Kontakt gehen und sie gibt sich der entspannten Liebeskunst der Absichtslosigkeit hin. Sie liebt es, ebenso ins Feuer der wilden Leidenschaft einzutauchen, wie sie es liebt in stillen und langsamen Begegnungen durch die Zeitlosigkeit zu tauchen. Und eine Tantrikerin ist eine Meisterin der Berührungskunst. Sie weiß, wie sie ihre Hände, ihren Mund, ihre Lippen, ihren Körper einsetzen kann, um den Körper eines anderen Menschen zu erden, zu beleben, für tiefe Stille und Präsenz zu öffnen, Lust und Erregung zu entfachen und ekstatische Gefühle zu wecken. Sie kennt die Schlüssel der Berührung und die verschiedenen Ebenen der Berührungskunst und erforscht diese auf immer tiefere und umfassendere Weise.

Und ein Tantriker hat Visionen – klare Visionen für sich selbst, über das was er verwirklichen will. Er kennt seine Herzensvisionen und er verwirklicht diese Visionen auf einem entspannten und zugleich konsequenten Weg. Er führt ein ausbalanciertes, erfülltes und reiches Leben und er weiß, seinen Verstand zu lenken. Er kann klare und kraftvolle Entscheidungen zu treffen. Er kann sich abgrenzen und er kann sich hingeben. Er liebt die Vielfalt der Erfahrungen und Abschnitte des Lebens und geniesst seine Reise in vollen Zügen.

Eine Tantrikerin liebt auch ihre eigene Unvollkommenheit. Sie kennt ihre Vorlieben und Abneigungen und auch ihre Schattenseiten. Und genauso wie sie die Schatten anderer Menschen liebevoll umarmt, liebt sie auch ihre eigenen Schatten und Eigenarten. Sie weiß, dass Erleuchtung nichts mit Perfektion oder ständigen Glücksgefühlen zu tun hat, sondern in jeder Erfahrung leuchtet. Sie sucht nicht nach Erleuchtung, sondern sie erkennt, dass das Licht der Erleuchtung bereits jetzt in jedem Moment eine andere Erfahrung in ihr erstrahlen lässt. Und jeder dieser Erfahrungen gibt sie sich hin, so tief und grenzenloses es ihr gerade möglich ist. Sie lebt ihr Leben in dem Wissen, dass jede Erfahrung und jede Wahrnehmung eine Einladung zu einer Liebesbeziehung ist.

Bedeutung und Philosophie des Tantra

In der Berührung zweier Körper,
inmitten von Nähe
das Hier.

In der Ekstase der Sinne,
im Rausche der Lust
das Jetzt.

Wie könnte das Körperliche,
wie könnte das Lustvolle,
wie könnte die Schönheit der Welt
nicht Teil des göttlichen Ganzen sein?

Nutze deinen Körper, deine Sinne
deine Lust, deine Träume
als Tore und Wege zum Sein.
Verbinde und lebe
Visionen des Glücks mit Ekstase.

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( to be continued )

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